Wie ein Cyberangriff das Familienunternehmen Eu-Rec in den Ruin trieb
Um 7:11 Uhr am 7. April 2025 war das 30-jährige Familienunternehmen Eu-Rec noch ein etablierter Recycling-Spezialist. Mitarbeiter entdeckten den CyberAngriff um 7:12 Uhr.
Wenige Wochen später: Insolvenzantrag beim Amtsgericht Trier.
Nach über 30 Jahren Firmengeschichte wurde das Recycling-Unternehmen in die Knie gezwungen und musse Insolvenz anmelden.
Warum das für Sie wichtig ist
Inhaber*innen und Geschäftsführer*innen von KMU unterschätzen die Gefahren von CyberAngriffen. Lesen Sie, wie dramatisch sich ein CyberAngriff auswirken kann. Erfahren Sie, wie Ihre CyberAwareness verbessern und Ihre CyberReslilienz stärken.
Inhalt
Wie ein Cyberangriff das Familienunternehmen Eu-Rec in den Ruin trieb
Was ist bei Eu-Rec passiert?
Wer ist Eu-Rec?
Wie lief der Cyberangriff ab?
Warum führte der Angriff zur Insolvenz?
Kein Einzelfall: Der Mittelstand im Visier
Warum trifft es gerade kleine und mittlere Unternehmen?
Effektive Schutzmaßnahmen für Ihr Unternehmen
Der Schlüssel: Nachhaltige Mitarbeiterqualifizierung
Lessons Learned: Was Unternehmen aus dem Fall Eu-Rec lernen können
Ausblick: Die Bedrohung wächst weiter
Schützen Sie Ihr Unternehmen vor dem Schicksal von Eu-Rec
Über den Author
Ein florierendes Familienunternehmen wird zum Opfer
Die Eu-Rec GmbH aus Hermeskeil galt jahrzehntelang als Erfolgsgeschichte im Recycling-Bereich. Seit 30 Jahren verarbeitete das von Simone und Willi Streit geführte Familienunternehmen Kunststoffe und Altpapier und etablierte sich als wichtiger Akteur in der regionalen Kreislaufwirtschaft.
Mit modernen Anlagen, rund 50 Mitarbeitern und etablierten Kundenstrukturen schien das Unternehmen solide aufgestellt.
Was ist bei Eu-Rec passiert?
Der verhängnisvolle 7. April 2025
Am Morgen des 7. April 2025 um 7:12 Uhr entdeckten die Mitarbeiter von Eu-Rec einen Cyberangriff auf ihre IT-Infrastruktur.
Trotz „umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen“, wie das Unternehmen später mitteilte, gelang es unbekannten Cyberkriminellen, in das Netzwerk einzudringen.
Wer ist Eu-Rec?
Familienunternehmen mit über 30-jähriger Geschichte
Eu-Rec ist ein Recycling-Unternehmen mit Schwerpunkt auf Abfall- und Wertstoff-Logistk sowie Kunststoffaufbereitung.
Kunststoff-Abelle werden zu Sekundär-Rohstoffen
In Hermeskeil, Rheinland-Pfalz, bereitet Eu-Rec Kunststoff-Abfälle zu Sekundär-Rohstoffen auf.
Wie lief der Cyberangriff ab?
Professionelle Hacker mit ausgefeilter Strategie
Die Ransomware-Attacke legte die gesamte IT-Infrastruktur lahm. Sämtliche Computer und Systeme fielen aus. Nichts funktionierte mehr.
Die Angreifer forderten zusätzlich Lösegeld und machten das Unternehmen zeitweise völlig handlungsunfähig.
Sofortige Schadensbegrenzung – aber zu spät
Bereits um 7:50 Uhr am selben Tag leitete Eu-Rec Gegenmaßnahmen ein. Alle Passwörter wurden zurückgesetzt, Datensätze erneut verschlüsselt und betroffene Daten an einen sicheren Speicherort verschoben. Doch der Schaden war bereits angerichtet.
Datenschutzvorfall betrifft 200 Kunden
Von dem Datenschutzvorfall waren etwa 200 private Kunden und Firmenkontakte betroffen. Die kompromittierten Daten umfassten:
- E-Mail-Adressen
- Telefonnummern
- Postalische Adressen
- Ansprechpartner
- Bankverbindungsdaten
Das Unternehmen warnte vor den Risiken von „Datenmissbrauch, Datenpiraterie sowie unerlaubtem Datenhandel“.
Warum führte der Angriff zur Insolvenz?
Der Cyberangriff traf Eu-Rec in einer bereits angespannten wirtschaftlichen Situation. Das Unternehmen kämpfte bereits mit:
- Schwankenden Auftragseingängen
- Gestiegenen Energiepreisen
- Einer allgemein schwächelnden Konjunktur
Was sind die Folgen?
Als direkte Folge des Angriffs konnten Aufträge nicht mehr bearbeitet werden. Der Geschäftsbetrieb kam zum Erliegen. Die finanziellen Einbußen überstiegen schließlich die Belastungsgrenze des Unternehmens.
Am 23. April 2025 stellte Eu-Rec beim Amtsgericht Trier den Insolvenzantrag. Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter versucht Eu-Rec sich nun in einem strukturierten Verfahren neue aufzustellen.
Kein Einzelfall: Der Mittelstand im Visier
Der Fall Eu-Rec ist kein Einzelfall. Eu-Rec ist kein Einzelfall. Mehrere traditionsreiche Unternehmen mussten bereits nach einem ähnlichen Cyberangriff Insolvenz anmelden.
- Fasana, Euskirchen: Papierfabrik, Alter: 100 Jahre, Mitarbeiter: 240, CyberAngriff 19.05.25 – Insolvenz-Antrag 01.06.25
- Scoop Aalen Hotelbetrieb, Aalen: 4-Sterne Hotel MAXX, Alter: 2 Jahre, CyberAngriff unbekannt – Insolvenz-Antrag 25.01.25
- Kreisel, Krauschwitz: Maschinenbau, Alter: 113 Jahre, Mitarbeiter: 139, CyberAngriff 04.24 – Insolvenz-Antrag 31.01.25
- Schumag, Aachen: Industrieunternehmen, Alter: 194 Jahre, Mitarbeiter: 450, CyberAngriff 22.09.24 – Insolvenz-Antrag 11.11.24
- Erfo, Nordhorn: Textil; Alter: 85 Jahre, Mitarbeiter: 60, CyberAngriff unbekannt – Insolvenz-Antrag 01.12.23
- Prophete, Rheda-Wiedenbrück: Fahrrad- und E-Bike-Hersteller, Alter: 15 Jahre, Mitarbeiter: 460, CyberAngriff 11.22 – Insolvenz-Antrag 14.01.23
Alarmierende Statistiken für KMU:
- ~ 58 % aller Cyberangriffe treffen den Mittelstand
- ~ 56 % aller Mitarbeiter in KMU (100 – 249 MA) schätzen ihr Unternehmen als uninteressantes Ziel für CyberKriminelle ein (Quelle: Security Insider)
- ~ 84 % der deutschen Unternehmen waren bereits Ziel eines Cyberangriffs (Quelle: bitkom)
- ~ 45% der Unternehmen sehen Cyberangriffe als existenzbedrohend (Quelle: bitkom)
Schäden:
- ~ 267 Milliarden Euro Schaden entstanden 2023 (2022: 206 Mrd.€) durch Cyberkriminalität
- ~ 72% der erfolgreichen CyberAngriffe verursachen dabei erhebliche Schäden und kosten KMU im Schnitt 95.000 EUR (Quelle: HDI)
Warum trifft es gerade kleine und mittlere Unternehmen?
Schwachstelle Mensch als Haupteinfallstor
Der häufigste Angriffsvektor sind Phishing-E-Mails. Über 255 Millionen Phishing-Versuche wurden 2022 in Deutschland registriert. Mitarbeiter klicken auf gefährliche Links oder geben Zugangsdaten preis – oft ohne böse Absicht.
Typische Schwachstellen in KMU:
- Unzureichende IT-Sicherheitsmaßnahmen
- Veraltete Software und Systeme
- Fehlende Mitarbeiterschulungen
- Keine systematischen Backup-Strategien
- Unvorbereitete Notfallpläne
Effektive Schutzmaßnahmen für Ihr Unternehmen
Technische Sicherheitsmaßnahmen
1. Robuste Backup-Strategie implementieren
- 3-2-1-Regel befolgen (3 Kopien, 2 verschiedene Medien, 1 offline)
- Regelmäßige Wiederherstellungstests durchführen
- Air-Gapped Backups für kritische Daten
2. Endpoint-Sicherheit verstärken
- Regelmäßige Software-Updates und Patches
- Multi-Faktor-Authentifizierung einführen
- Next-Generation Antivirus mit Verhaltensanalyse
- Endpoint Detection and Response (EDR) einsetzen
- Application Whitelisting implementieren
3. Netzwerksegmentierung etablieren
- Kritische Systeme isolieren
- Zero-Trust-Architektur umsetzen
- Mikrosegmentierung für granulare Kontrolle
Organisatorische Schutzmaßnahmen
4. Mitarbeiter als Sicherheitsfaktor stärken
- Regelmäßige Cyber-Awareness-Schulungen
- Nachhaltige Phishing-Simulationen mit hohem Wirkungsgrad
- Incident-Response-Training für alle Mitarbeiter
5. Governance und Compliance
- Chief Information Security Officer (CISO) ernennen
- Sicherheitsrichtlinien entwickeln und durchsetzen
- Regelmäßige Penetrationstests beauftragen
Der Schlüssel: Nachhaltige Mitarbeiterqualifizierung
Phishing-Simulationen mit hohem Wirkungsgrad
Die wirksamste Präventionsmaßnahme sind regelmäßige, realitätsnahe Phishing-Simulationen. Diese schaffen nachhaltiges Bewusstsein und reduzieren das Risiko erfolgreicher Angriffe um bis zu 70%.
Diese ermöglichen es:
- Mitarbeiter risikofrei für Bedrohungen zu sensibilisieren
- Schwachstellen in der menschlichen Firewall zu identifizieren
- Sicherheitsbewusstsein kontinuierlich zu verbessern
- Compliance-Anforderungen zu erfüllen
Weitere CyberAwareness-Maßnahmen:
- Regelmäßige Cybersecurity-Schulungen
- Social Engineering-Aufklärung
- Sichere Passwort-Richtlinien
- Incident-Meldeverfahren etablieren
Studien zeigen:
Unternehmen mit regelmäßigen Phishing-Simulationen reduzieren ihr Risiko um bis zu 70%.
Und ich krieg Dich doch …
… aber besser ich, als ein echter CyberAngreifer.
Lessons Learned: Was Unternehmen aus dem Fall Eu-Rec lernen können
Cybersicherheit ist Chefsache
Der Fall Eu-Rec macht deutlich: Cybersicherheit darf nicht als IT-Problem abgetan werden. Es handelt sich um ein existenzielles Unternehmensrisiko, das höchste Priorität verdient.
Geschäftsführer und IT-Leiter sollten:
- Cybersicherheit als strategisches Thema behandeln
- Angemessene Budgets für IT-Sicherheit bereitstellen
- Regelmäßige Risikoanalysen durchführen lassen
- Incident-Response-Pläne entwickeln und testen
Investition in Prävention zahlt sich aus
Die Kosten für präventive Sicherheitsmaßnahmen sind minimal im Vergleich zu den Schäden eines erfolgreichen Angriffs. Eine Investition von wenigen tausend Euro in Cybersicherheit hätte Fasana Millionen gespart.
Ausblick: Die Bedrohung wächst weiter
Professionalisierung der Cyberkriminalität
Experten prognostizieren eine weitere Zunahme von Cyberangriffen auf KMU. Künstliche Intelligenz macht Angriffe noch raffinierter und schwerer erkennbar. Gleichzeitig verschärfen sich gesetzliche Anforderungen wie die NIS2-Richtlinie, die Unternehmen zu strengeren Sicherheitsmaßnahmen verpflichtet.
Die Zeit zu handeln ist jetzt. Denn der nächste Angriff kommt bestimmt – die Frage ist nur, ob Sie vorbereitet sind.
Prognosen der Experten:
- Anstieg der Ransomware-Angriffe um 15-20% jährlich
- Zunehmende Spezialisierung auf mittelständische Unternehmen
- Einsatz von KI zur Automatisierung von Angriffen
- Double- und Triple-Extortion als Standard
KI verändert die Bedrohungslandschaft
Künstliche Intelligenz wird die Cybersicherheit revolutionieren – sowohl bei Angreifern als auch bei Verteidigern.
Unternehmen müssen sich auf:
- KI-gestützte Angriffsvektoren vorbereiten
- Automatisierte Verteidigungssysteme implementieren
- Kontinuierliche Weiterbildung der IT-Teams sicherstellen
Schützen Sie Ihr Unternehmen vor dem Schicksal von Eu-Rec
Der Fall Eu-Rec zeigt eindrücklich: Ein einziger Cyberangriff kann ein ganzes Unternehmen vernichten. Warten Sie nicht, bis es zu spät ist!
Sofortige Schritte für Ihren Schutz:
- Führen Sie einen Cyber-Risiko-Check durch: Analysieren Sie Ihre aktuellen Sicherheitsmaßnahmen
- Implementieren Sie nachhaltige Phishing-Simulationen: Stärken Sie Ihre menschliche Firewall
- Entwickeln Sie eine Incident-Response-Strategie: Bereiten Sie sich auf den Ernstfall vor
Erfahren Sie mehr über unsere CyberSecurity-Plattform von Daten 360Grad.digital und wie wir Ihr Unternehmen vor Cyberangriffen schützen können.
- Phishing-Simulation
- E-Learning
- Darkweb-Scan
- Netzwerk-Scan
- Local-Scan
Über den Author:
Thomas Riess ist IT-Sicherheitstrainer. Sein Fokus liegt
- technisch auf der sicheren Gestaltung von Software-Applikationen und KI-Systemen
- oranisatorisch auf Prävention durch Schulung und realistischen Simulationen.
CyberAwareness ist einer der wichtigsten Bausteine von Prävention und CyberResilienz.
Nachhaltige Awareness entsteht aus Wissen, Motivation und permanenter Sensibilisierung. So etabliert sich CyberAwareness als Teil der Unternehmenskultur.

Thomas Riess
Geschäftsführer Daten 360Grad.digital GmbH
- IT-Sicherheitstrainer
- Chief Digital Officer
- Chief Data Officer
- Datenschutzbeauftragter
- KI-Trainer
- Prompt Engineer
Keinen Beitrag mehr verpassen!
Melden Sie sich zu unserem Newsletter über Themen der digitalen Transformation an. Verpassen Sie keinen Beitrag mehr. Erfahren Sie alles rund um Prozesse und digitale Workflows, Daten, Informationssicherheit und Künstliche Intelligenz. Erfahren Sie, wie Wachstum trotz Fachkräftemangel funktioniert.

